Philo Wolf
Ich kenne das Creaviva ja seit meiner Kindheit, allerdings nur im privaten Rahmen. Ich habe den einen oder anderen Kindergeburtstag dort auch gefeiert. Durch das Studieren von eurer Webseite bin ich auf die Eingrenzung meiner Reportage gestossen. Ich bin interessiert an professionellen Teamworkshops, die eigentlich meiner Meinung nach ähnlich verlaufen wie das offene Atelier im privaten Rahmen. Dazu habe ich ein paar Fragen vorbereitet.
Bedeutet der Namen Creaviva «kreatives Leben», wenn man ihn übersetzt?
Es kommt von creare und vivre und so heisst es: Kreativität leben. Also nicht das kreative Leben, sondern das Leben kreativ gestalten.
Wie kam das Creaviva auf die Idee, Team-Bildungs-Workshops anzubieten?
Du hast vorhin selbst gesagt, wir haben ein Offenen Ateliers, das eine Stunde lang dauert. Wir haben dort auch verschiedene Erwachsene teilnehmend. Und dann ist gleich mal die Anfrage, ob man nicht auch etwas anbieten könnte, das nur für Erwachsene sein könnte. Dann haben wir auch Erwachsenenkursen gemacht. Teambildung ist ein sozialer oder pädagogischer Aspekt, wo wir ein Stichwort aufnehmen, das das Team beschäftigt und die dann in einem kreativen Workshop umsetzt.
Was entsteht bei diesen Teamworkshops?
Es ist sehr unterschiedlich. Manchmal ist der Fokus auf dem Teambildenden, dann geht es darum eine Gemeinschaftsarbeit zu machen. Manchmal ist der Fokus aber auf dem Produkt. Sie wollen ein Bild für den Eingangsbereich. Dann schauen wir den Ort an, abstimmen, ob es farblich und vom Format her passt. Je nach Wunsch des Kunden.
Haben die Workshops einen psychologischen Hintergrund?
Nein.
Wir sind nicht Psychologinnen und Psychologen, wir sind wirklich
Gestalterinnen, Zeichnungslehrerinnen. Darum würde ich das
verneinen.
Warum wird speziell durch Kunst und Kreativität, Ihrer Meinung nach, Teamgeist entwickelt?
Weil man in der Kunst und wenn wir es anleiten, in der Kreativität der Teilnehmenden mal einen neuen Zugang hat als Team auf ein Thema, weil man in einem Atelier als jemand von vielen. Und man hat das Gefühl, durch die Kunst und eine Guideline, wie man zu einem Produkt kommt, können wir dort ganz viel brechen, was sonst in einem Arbeitsumfeld, das üblich ist, wie festgefahren ist.
An wen richten Sie sich so viele Workshops?
Das ist sehr breit. Teambildungsworkshop geht vor Post über die SBB, über eine Arztgemeinschaft, über ein Büro. Das ist wirklich von ganz klein bis ganz gross.
Aber was bildet der Kurs für menschliche Charaktere?
Ich muss vielleicht hier sagen, dass wir den Workshop so anlegen, dass wir immer in Gruppen arbeiten. Man arbeitet nicht alleine, das heisst man exponiert sich auch nicht. Man ist zusammen an einem Produkt, man ist integriert und plötzlich kann man wirklich mal mit dem Chef zusammen an einem Bild arbeiten, welches vielleicht ganz schlecht ist in der Pinselführung. Es gibt einen neuen Fokus, einen neuen Blick. Und ich habe das Gefühl, es ist auch menschlich wichtig.
Was sind Ihre persönlichen Erfahrungen im Zusammenhang mit Teambildung?
Meine Erfahrung ist, dass es ein neuer Raum ist, dass die Leute sehr gelöst sind. Es ist immer fröhlich, man redet miteinander. Häufig gibt es aber auch ganz konzentrierte, stille Zeiten, je nach Aufgabe, die wir den Teilnehmenden stellen. Aber ich glaube, primär kann man sagen, es ist locker und wohlgesinnt. Und ja, es hat so einen Teamgeist drin.
Wie werden die Workshops vorbereitet?
Das ist sehr individuell. Ich habe es schon etwas angetönt. Die einen wollen ihre Slogans umsetzen, die anderen kommen mit einem Leitbild, die dritten wollen ein schönes Werk am Schluss.
Das stimmen wir sehr individuell ab. Wir sind ja etwa 10 verschiedene Workshop-Leitende, das heisst jeder von uns bringt natürlich seine eigene Kunst mit, so wird jeder Workshop ein bisschen anders angeleitet und führt zu einem anderen Produkt. Aber sie werden wirklich so gedacht und vorbereitet, dass wir einen Aufbau drin haben. Das haben wir alle gleich. Es soll irgendeinen Bezug zu einer Ausstellung haben, die läuft. Darum kommen die Leute hierher. Integriert in einen Workshop ist auch immer eine Führung.
Also wir erklären, was wir hier im Atelier erschaffen und vergleichen mit dem, was wir während der Führung sehen, in der Ausstellung. Und wir haben immer am Schluss ein Produkt. Das ist bei allen in der Vorbereitung gemeinsam, dass man die Leute darauf hinführt, etwas macht, und am Schluss immer eigentlich ein abstraktes Produkt hat, weil wir nicht den Anspruch haben, das kennst du auch ein bisschen, du warst schon bei uns, dass man am Schluss ein Ross auf einer Wiese, sondern um Themen, um abstrakte Zugänge.
Wie lange dauert so ein Workshop?
2-3 Stunden, je nachdem.
Und die Kosten für eine Firma oder jemand, der hierherkommt?
Die Kosten sind von BIA Benedict zuständig, aber das ist sehr teuer. Mehrere hundert CHF. Je nach Menge, je nach Größe.
Ich finde die Idee, Gedanken zu erstalten und Botschaften zu visualisieren, interessant.
Wie ist diese Idee gemeint?
Genau, die ist wirklich aus dem heraus entstanden, dass Kunden zu uns gekommen sind und gesagt haben, unser Motto für dieses Jahr ist z.B. Sorgfalt oder Gemeinschaft. Wir nehmen das auf und beleuchten es von verschiedenen Seiten und visualisieren es.
Wir machen aus den Wörtern, die sie mitbringen, eine Visualisierung, die sie dann das ganze Jahr durch als Begleitung aufhängen können.
Was bedeutet die Auszeichnung ,,home of 21 century education’’?
Das ist ein Label, das an Museen verliehen wird, die bestimmte Kriterien erfüllen. Dazu gehört zum Beispiel, alle Sinn anzusprechen. Das meine ich nicht nur über das Auge und das Ohr, sondern auch über das Tasten, ob etwas schmeckt.
Das ist etwas, an was wir uns sehr halten. Es geht um Inklusion, es haben alle Menschen Zugang zu Kunst, egal mit welchem Hintergrund und was sie mitbringen. Es geht darum, alle Altersgruppen anzusprechen. Es wurde oft gesagt, sie seien bei uns ab 4 willkommen, aber da haben wir auch Erwachsene drin, es sollen wirklich Techniken sein, die jeden Mann und jede Frau ansprechen. Es geht auch ein wenig um Digitalisierung. Digitalisierung ist ein grosses Thema in den Museen im Moment. Wir halten uns fest an das Analoge. Bei uns hat man die Pinsel in der Hand. Gleich haben wir auch Workshops mit Pixel, wo wir mit iPads arbeiten.
Das muss man erfüllen, wenn man das Label will. Es geht auch ein wenig um globale Fragen, sich immer ändern. Ich habe vorhin gesagt, wir müssen die Ausstellungen immer anpassen. In einem Kunstmuseum hat man immer für drei Monate eine Ausstellung. Dann wird das gewechselt, dann gibt es eine neue Ausstellung. Und dementsprechend müssen sich unsere Inhalte natürlich immer wieder neu anpassen. Das muss man immer wieder nachprüfen, das muss man immer wieder erfüllen. Und jedes Jahr wird das Leben entweder erneuert oder man verleugnet, wenn man dann nicht mehr gerecht wird.